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Reiseeindrücke von Eileen

Eileen macht gerade eine Ausbildung zur Erzieherin im letzten Ausbildungsjahr. Zusammen mit ihrer Freundin Jaimie-Lee durfte sie in Gallneukirchen/ Österreich ihr sechswöchiges Praktikum in der „Martin-Boos-Schule“ absolvieren.

Im Rahmen des Erasmus+-Programms hatte ich die besondere Gelegenheit, sechs Wochen zusammen mit meiner engen Freundin Jaimie, mit der ich die Ausbildung zur Erzieherin absolviere, in Österreich zu verbringen. Österreich ist ein Land, das mich mit seiner beeindruckenden Natur, kulturellen Vielfalt und einzigartigen Atmosphäre sofort begeistert hat. Mein Aufenthalt führte mich nach Oberösterreich, genauer gesagt in die Region rund um Linz. Die Stadt selbst verbindet Tradition und Moderne auf faszinierende Weise: Historische Bauten, kreative Kunstprojekte, interessante Museen und Sehenswürdigkeiten, eine lebendige Innenstadt und eine weltoffene Stimmung prägen das Bild.

Etwas außerhalb von Linz liegt Gallneukirchen. Dies ist ein ruhiger, grüner Ort mit einer bemerkenswerten sozialen Infrastruktur und einem starken Engagement für Inklusion und Teilhabe.

Hier befindet sich auch die Martin-Boos-Schule, in der ich mein Praktikum absolvieren durfte. Mit großer Neugier und Vorfreude startete ich in mein Praktikum  und konnte in diesen sechs Wochen nicht nur die österreichische Ausdrucks- und Lebensweise, sondern auch viele neue pädagogische Ansätze und menschliche Begegnungen kennenlernen, die mich nachhaltig geprägt haben.

In meinen Wochen an der Martin-Boos-Schule in Gallneukirchen durfte ich unglaublich vielfältige, lehrreiche und berührende Erfahrungen sammeln. Der Einstieg war zunächst herausfordernd. Es kamen viele neue Eindrücke auf mich zu, ob es die fremde Umgebung war oder die österreichische Ausdrucksweise mit ein paar für mich fremden Wörtern erforderten meine volle Aufmerksamkeit. Doch dank der offenen, herzlichen Art des Schulleiters und vor allem der Kinder fand ich mich schnell ein und fühlte mich bald als Teil der Einrichtung.

Von Beginn an wurde ich in verschiedene Bereiche eingebunden: In der AVL-Klasse begleitete ich Jugendliche in die Arbeitswelt: Beim Regale Einräumen im Supermarkt. Die lebenspraktische Ausrichtung und die gezielte Vorbereitung auf den Berufseinstieg beeindruckten mich sehr, gerade um gezielt Inklusion und Teilhabe zu fördern und den zukünftigen Berufseinstieg zu erleichtern.

Besonders prägend war meine Zeit in den Sonderschulklassen, vor allem in der S1. Die intensive Arbeit mit Kindern, die sowohl kognitive als auch körperliche Beeinträchtigungen hatten, hat mich menschlich tief bewegt. Viele der Kinder kommunizieren nonverbal, einige benötigen Unterstützung in fast allen Alltagsbereichen und trotzdem war jede Interaktion voller Lebensfreude, Neugier und Ausdruckskraft. Ich habe Kinder beim Essen unterstützt, beim Spielen begleitet, bei der Fortbewegung mit den Rollstühlen geholfen oder mit ihnen gebastelt, gelesen, geschrieben, gerechnet und gesungen. Besonders schön waren die vielen kleinen, persönlichen Momente: Ein Lächeln, ein lautierter Ausdruck zur Begrüßung oder das freudige Winken und den Lauten während der gemeinsamen Go-Kart-Fahrt im Garten.

In der Integrationsklasse 3i durfte ich außerdem regelmäßig Einzelförderungen übernehmen, besonders mit einem Mädchen, das viel Zuwendung, Struktur und Geduld braucht. Ich konnte sie über mehrere Tage hinweg begleiten, beim Lesen, Schreiben und Rechnen unterstützen und beobachten, wie sie Schritt für Schritt offener wurde. Auch das kreative Arbeiten, das Lernen mit Gebärdensprache und die strukturierte Arbeitsweise mit individuellen „Schubladen-Aufgaben“ haben mir wertvolle Einblicke gegeben, wie differenziertes Lernen in inklusiven Settings funktionieren kann.

Der Unterricht war geprägt von festen Ritualen. Der Morgenkreis wurde zwischendurch mit Gebärden, Liedern und das Zählen der Schultage (Wie viele Schultage haben wir schon hinter uns?) durchgeführt. Auch Feste wie Fasching, der 500. Schultag, der Lesewettbewerb oder ein Geburtstag wurden mit viel Liebe vorbereitet und gefeiert. In diesen Momenten war die Begeisterung der Kinder besonders spürbar.

Am Nachmittag war ich regelmäßig in den GTS-Klassen eingesetzt. Dort begleitete ich die Kinder beim Spielen im Garten oder im Turnraum, bastelte mit ihnen, las ihnen vor und war eine beständige Ansprechpartnerin im Alltag. Besonders wertvoll waren die Gespräche, die ich mit den Kindern im Schulalltag geführt habe, über ihre Familien, Hobbys oder auch über Themen wie Zukunftswünsche.

Einige Tage verbrachten wir, Jaimie und ich, auch an externen Lernorten: etwa bei der SOB Gallneukirchen, wo wir Einblicke in Theaterpädagogik, Gerontologie und den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen während der NS-Zeit erhielten. Auch der Besuch bei der FAB Linz und der Welt-Autismus-Tag in Linz haben meinen Blick auf Inklusion in der Arbeitswelt und gesellschaftliche Teilhabe erweitert.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die konsequente Nutzung von unterstützter Kommunikation (UK), sei es mit Symboltafeln, Talkern, Gebärden oder Bildkarten. Dadurch konnten auch Kinder, die ausschließlich durch ihre Beeinträchtigungen nonverbal (miteinander) agieren können, aktiv am Gruppenleben teilnehmen. Ich habe viel darüber gelernt, auf wie vielen Ebenen Kommunikation stattfinden kann und dass es nicht immer die verbalisierte Sprache braucht, um in Kontakt zu kommen, sondern nonverbale Signale durch Aufmerksamkeit, Geduld und die Erschaffung und Ermöglichung eines Raums, in dem sie kommunizieren und sich ausdrücken können.

Rückblickend war dieses Praktikum eine der intensivsten und bereicherndsten Erfahrungen meiner bisherigen Ausbildung. Ich habe nicht nur viel über Inklusion, Differenzierung und Kommunikationsförderung gelernt, sondern vor allem über Empathie, Beziehungsgestaltung und über mich selbst. Ich bin dankbar für all die Menschen, die mich bei diesem Weg begleitet haben und mir so viel Vertrauen entgegengebracht haben. Besonders die Kinder, haben mir jeden Tag aufs Neue mit ihren Blicken, Gesten und ihrem Mut  gezeigt, was echte Begegnung und Teilhabe bedeutet.

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