Maja & Michelle berichten: Ihr Praktikum im Neema Kindergarten/ Ushirika wa Neema

Wir sind zwei Auszubildende der Herman-Nohl-Schule in Hildesheim:
Michelle (Heilerziehungspflege) und Maja (Pflegefachkraft). Gemeinsam möchten wir von unseren wertvollen Praxiserfahrungen in Moshi, Tansania berichten.
Im Rahmen unseres zweiwöchigen Praktikums durften wir Einblicke in den Alltag des Neema Kindergartens in Ushirika wa Neema in Moshi gewinnen. Dieses Auslandspraktikum wurde uns durch das Programm Erasmus+ ermöglicht und stellte für uns eine ganz besondere Chance dar, um sowohl fachlich als auch persönlich wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Der Kindergarten wird von zwei Lehrerinnen sowie einer Schwester betreut und umfasst rund 75 Kinder. Aufgrund der hohen Anzahl werden die Kinder nach dem Unterricht in zwei Gruppen aufgeteilt, was die Aufsicht und die individuelle Förderung erleichtert.
Der Tag beginnt meist mit Bewegung und Gesang. Anschließend folgt jeden Morgen Religionsunterricht, der einen festen Bestandteil im Kindergartenalltag darstellt. Danach wechseln die Unterrichtseinheiten je nach Wochentag. Zu den Lerninhalten gehören unter anderem das Zählen bis 10 sowie das Erlernen des Alphabets. Diese Inhalte werden den Kindern nicht nur in Swahili, sondern auch auf Englisch vermittelt, damit sie frühzeitig an die Sprache herangeführt werden und später bessere berufliche Chancen haben.
Gegen 10:30 Uhr findet täglich die Teezeit statt: Während die Lehrerinnen Tee trinken, bekommen die Kinder eine Portion Porridge. Diese gemeinsame Pause gibt ihnen neue Energie für den restlichen Vormittag. Anschließend wird nach der Montessori-Methode frei gearbeitet. Das bedeutet, dass sich die Kinder eigenständig ein Material auswählen und spielerisch lernen können. Dabei werden sie individuell nach Bedarf gefördert. Mittwochs wird nach der Porridge-Pause stattdessen gemalt. Die Kinder lernen spielerisch Farben kennen und beschäftigen sich mit verschiedenen Tieren – eine Übung, die ihre Kreativität und ihr Wissen über die Umwelt stärkt. Besonders abwechslungsreich gestaltete sich der Freitag, an dem nach dem Religionsunterricht Sport auf dem Programm stand. Die Kinder konnten sich dabei spielerisch austoben, was ihnen sichtlich Freude bereitete.
Ein weiterer fester Bestandteil des Tagesablaufs ist die Mittagsruhe: Ab 12 Uhr räumen die Kinder ihre Materialien auf, die ersten werden abgeholt. Gegen 13 Uhr essen die verbleibenden Kinder gemeinsam zu Mittag. Danach legen sie sich für einen Mittagsschlaf hin, bis ihre Eltern sie am Nachmittag abholen.
Michelle – Meine persönlichen Erfahrungen
Während meines Praktikums durfte ich einmal sogar selbst eine komplette Mittwochs-Malstunde übernehmen, da eine der Lehrerinnen erkrankt war. Gemeinsam mit den Kindern gestaltete ich das Thema „Schmetterling“: Wir haben Schmetterlinge gemalt und dabei über ihre Form, Farben und Eigenschaften gesprochen. Nachdem die Kinder ihre Aufgabe beendet hatten, wurden die Ergebnisse jeweils kontrolliert und abgehakt. Das gab ihnen eine klare Struktur und gleichzeitig Anerkennung für ihre Leistung. Sprachlich wurde ich von der Schwester unterstützt, sodass ich meine Anleitungen verständlich vermitteln konnte
Generell konnte ich mich mit den Lehrerinnen und der Schwester gut auf Englisch unterhalten. Sie übersetzten für mich immer wieder, was im Unterricht gesagt wurde oder was in Gesprächen wichtig war. Dadurch konnte ich die Inhalte besser nachvollziehen und aktiv am Kindergartenalltag teilnehmen. Trotz anfänglicher Sprachbarrieren war die Kommunikation sehr gut möglich, da zusätzlich viel über nonverbale Signale, Gestik und Mimik vermittelt wurde.
Als Heilerziehungspflegerin konnte ich meine Perspektive einbringen und einzelne Situationen nutzen, um Kinder gezielt in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Besonders bereichernd war es, die Montessori-orientierte Arbeitsweise mit meinen eigenen Fachkenntnissen zu verbinden und dadurch zur Förderung der Kinder beizutragen.
Insgesamt war dieses Praktikum für mich eine einmalige und bereichernde Erfahrung. Es hat mir nicht nur Einblicke in eine andere Kultur und Pädagogik ermöglicht, sondern auch meinen persönlichen Blick auf die heilpädagogische Arbeit erweitert. Dank Erasmus+ erhielt ich die Möglichkeit, nach Moshi zu reisen – eine riesige Chance, die mich fachlich wie persönlich gestärkt hat. Besonders dankbar bin ich für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, und dafür, dass ich selbst Verantwortung übernehmen durfte. Diese Erfahrung werde ich in bester Erinnerung behalten.
Maja – Meine persönlichen Erfahrungen
Während meiner Zeit im Neema Kindergarten habe ich die Möglichkeit genutzt, mich ganz auf die Arbeit mit den Kindern einzulassen und ihre Lebenswelt kennenzulernen. Es war beeindruckend zu sehen, mit wie viel Freude und Disziplin die Kinder den Kindergartenalltag meistern.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die täglichen Gesangseinheiten am Morgen. Musik verbindet über Sprachbarrieren hinweg, und es war eine wunderschöne Erfahrung, mit den Kindern gemeinsam zu singen und zu tanzen – auch wenn ich die Texte nicht immer verstand. Am ersten Freitag haben wir zudem Spiele gespielt, zum Beispiel „Der Boden ist Lava“. Dabei mussten die Kinder, sobald der Satz gesagt wurde, auf die dafür vorgesehenen Matten laufen. Dazwischen bewegten sie sich auf unterschiedliche, vorgegebene Arten, etwa wie ein Krokodil oder schleichend auf den Fußspitzen. Beim Erklären der Regeln erhielten wir Unterstützung von den Lehrkräften.
Auch die Montessori-Methode hat mich sehr fasziniert. Ich konnte beobachten, wie die Kinder konzentriert mit den Materialien arbeiteten und ganz in ihre Aufgaben vertieft waren. Es war eine Freude zu sehen, wie sie durch diese spielerische Herangehensweise Neues lernten und in ihrem eigenen Tempo Fortschritte machten. Besonders beim Schreiben von Zahlen und Buchstaben habe ich die Kinder unterstützt – jedoch stets nur so weit, wie sie Hilfe annehmen wollten.
Generell konnte ich die Pädagogik der Lehrerinnen gut mit den Ansätzen meiner eigenen Ausbildung verbinden. Auch wenn mein Schwerpunkt in der Pflege liegt, sind die Grundprinzipien der Förderung und Unterstützung von Menschen in ihrer Entwicklung universell. In meinem Praktikum habe ich mein Wissen darüber vertiefen können, wie wichtig es ist, individuell auf die Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen und eine sichere sowie anregende Umgebung zu schaffen, in der sie sich entfalten können.
Die Kommunikation mit den Kindern verlief häufig nonverbal – durch ein Lächeln, eine Geste oder gemeinsames Spielen. Trotz meiner anfänglichen Unsicherheit wegen der Sprachbarriere wurde mir schnell klar, dass Empathie und Präsenz die wichtigsten Werkzeuge sind, um eine Verbindung aufzubauen.
Mein Auslandspraktikum in Tansania war eine bereichernde Erfahrung, die mir nicht nur fachlich neue Perspektiven eröffnet, sondern mich auch persönlich weiterentwickelt hat. Ich bin dankbar für die Offenheit und Herzlichkeit, mit der ich im Neema Kindergarten empfangen wurde, und nehme viele wertvolle Erinnerungen mit nach Hause.

